Wie ich Kapitänin wurde: meine Vorgeschichte

Liebe Freunde der „LS Imagine“,

hier ein bisschen was zu meinem Werdegang.

Für die Kapitänin eines Schiffs vom Typ der LS Imagine gibt es keine Standard-Ausbildung. Man muss sich seinen Weg selbst suchen.
Aber natürlich hilft es, wenn man dabei nicht zum ersten Mal zur See fährt!

Mein Traum von der Seefahrt reicht schon sehr weit zurück. Als ich klein war, stand ich oft am Meer, wo auch meine Familie lange zuhause war, und sah sehnsüchtig in die Ferne. Ich malte mir aus: Was mochte da hinter dem Horizont wohl alles so sein?

DIE SCHIFFE

Zuhause reiste mein Vater mit mir im Ohrensessel vor dem Kamin auf dem Meer der Möglichkeiten zu fernen Orten.

Auf Segelschiffen begleiteten wir Käptn Hornblower, Long John Silver und Masterman Ready auf ihren Abenteuern zur See. Ich war einer der Meuterer auf der Bounty und half Robinson Crusoe insgeheim dabei, sein Leben auf der Insel zu meistern.

Eines Tages nahm mein Vater mich mit nach Travemünde. Da sah ich zum ersten Mal in echt ein grooooßes Segelschiff – die Viermastbark „Passat“. Da war es um mich geschehen. „Da werde ich eines Tages mitfahren“, sagte ich. Mein Vater überbrachte die traurige Nachricht: „Diese Schiffe fahren heute nicht mehr.“

Erst fast 30 Jahre später sollte ich herausfinden, dass das nicht stimmte.

Da war ich nicht mehr zu bremsen.
Ich heuerte auf dem größten noch fahrenden Kap-Hoorn-Viermaster „Sedov“ (ehem. „Magadlene Vinnen“) an.

… da noch als Hilfsjodlerin, die von der vordersten Spitze aus die Nachrichten von Land empfängt und an Bord rüberjodelt:

… Zwei Jahre später dann schon am Ruder des norwegischen Vollschiffs „Sorlandet“:

… das trotz meines eigensinnig gesteuerten Kurses sicher in Kopenhagen ankam.

DAS RADIO

Mit 15 Jahren entdeckte ich das Radio, als frischgebackener Beatles-Fan. Mit dem Radiokassettenrekorder surfte ich nachts unter der Bettdecke durch die Kanäle und träumte davon, einmal selbst beim Radio zu sitzen und mit meinen Hörerinnen und Hörern Musik, komische Ideen und Fantastisches zu teilen. Am besten, dachte ich, wäre es natürlich, das Radiostudio befände sich auf einem Schiff. Aber das, so war mir klar, war ja völlig abwegig.

Ich musste erst 48 Jahre alt werden, bis ich herausfand: Das gab es wirklich!

Schon 1964 hatte ein verwegener junger Ire, Ronan O’Rahilly, diese Idee. Das war die Zeit, als die offiziellen Radiosender in Europa den Anschluss an die Jugend verschleppten und die Jugend sich ihren eigenen Weg suchte, wie sie die Musik hören konnte, die sie liebte: Beat, Rock und alles, was Spaß macht. „Radio Caroline“ überlebte alle Versuche der Regierung(en), es stillzulegen. Diese unglaubliche Geschichte packte mich, und so musste ich an Bord kommen.

Was auch geschah:

… und ich durfte sogar aus dem heiligen Studio von Radio Caroline ein bisschen moderieren:

Das macht einen aber immer noch nicht zum Anwärter auf den Posten des Feuerschiffkapitäns. Nun ist es gar nicht so einfach, eine Lehrzeit auf einem Feuerschiff zu bekommen – denn außer unserem gibt es keines mehr, das als solches in Dienst ist. Aber es gibt eines im Hafen von Cuxhaven, das instandgehalten wird. Dort absolvierte ich drei Wochen lang meine

LEHRZEIT AUF DEM FEUERSCHIFF „ELBE 1“

… drei kalte, dunkle, stürmische, einsame Wochen im Februar, in denen ich lernte, wie kalt auch das schönste Schiff sein kann.

Aber diese Erfahrung kann man schon gebrauchen! Das Meer der Möglichkeiten birgt auch die Möglichkeit des Frierens, wie ihr in meiner Geschichte im Podcast sehen bzw. hören werdet.

Darin erfahrt ihr dann auch die ganze Geschichte: Wie ich zur „LS Imagine“ kam, oder sie zu mir, wie man’s nimmt.

Bis dahin Ahoi und auf Wiedersehen auf dem Meer der Möglichkeiten!

Eure Käptn Svitje